Windows 8 in Unter­nehmen

Windows 8 ist der Versuch von Microsoft die Benutzer sanft von der alten Windows Welt in die neue Welt der Touch- und Gestensteuerung zu überführen. Hierzu hat man eine völlig neue Umgebung geschaffen die sich optisch und auch technisch vom bisherigen Windows abhebt. Zugleich liefert man den alten Desktop als Add-On mit um den Bruch nicht zu hart erscheinen zu lassen. Gerade diese Vermischung der Welten erfordert ein Umdenken beim Betrieb und Integration in die IT eines Unternehmens.




Nach den stagnierenden Verkaufszahlen für PC Hardware und damit auch Software hat Microsoft gehandelt um den Anschluss an den Markt nicht zu verlieren. So bietet das Unternehmen nun auch sein Betrieb­system für ARM® CPU's an die vornehmlich für Smartphones und Tablets Anwendung finden. Die dabei zur Anwendung kommende Version Windows RT inkl. Office ist allerdings nur für Endkunden gedacht was sich auch in der Lizenz ausdrückt. Ein berufliches Arbeiten ist damit ausdrücklich ausgeschlossen.

WinRT (Windows Runtime)
Diese neue Laufzeitumgebung löst die bisherige Win32 API ab. Programme (=Apps) müssen speziell dafür geschrieben sein und den Entwicklungs­richt­linien von Microsoft folgen um ihren Weg in den AppStore zu finden. Die Erstellung kann nun auch mit HTML5/­Javascript erfolgen, dafür scheidet Java® als Program­mier­sprache aus. Erstellte Apps laufen Geräte­unabhängig je nach Programmiersprache auf der XBOX, Windows Phone, Windows RT und/oder Windows 8.

Sie folgen der Gestensteuerung der neuen GUI die unweigerlich ein Gesten-fähiges Eingabegerät voraus­setzt. Schon allein aus diesem Grund sollte man die möglichen Alternativen Touchscreen, Gesten-Pad oder Gesten-Maus ausprobieren und sich für "sein" Eingabe­medium entscheiden. Einfach Windows 8 auf alte Hardware zu installieren und darauf zu hoffen, dass sich die Anwender damit anfreunden wird unweigerlich scheitern. Zu umständlich ist die Bedienung mit der Maus und der permanente Wechsel zwischen den "Welten" den man nicht wirklich unterdrücken kann.

Apps laufen in einer Sandbox und bedienen sich ausgefeilter Sicherheitsmechanismen so dass ein Viren­scanner weitgehend unnötig erscheint. Einmal integrierte Funktionen in eine App können von anderen Apps mitbenutzt werden d.h. kann eine App mit einem bestimmten Cloudspeicher zusammenarbeiten so kann dies auch eine andere App ohne dafür speziell vorbereitet zu sein. Eine integrierte Suchfunktion z.B. in der Wikipedia App ermöglicht die Suche von Begriffen auch ohne dass die App gestartet wurde.

Windows 8 ist augenfällig ein Mix aus WinRT und gewohnten Komponenten des Desktops. Hier kann man schnell ohne Konzept grosse Usability Probleme hervorrufen in dem man durch ungeschicktes Einrichten einen Aufruf von Anwendungen der jeweiligen anderen Welt (WinRT oder Desktop) forciert. Registriert man z.B. die bisherige Acrobat PDF Reader Version für die Dateiendung .PDF führt dies unweigerlich zum Wechsel aus einer App heraus auf den Desktop sobald man ein PDF Dokument anklickt. Hier sollte man je nach Bedarf sich für eine Welt entscheiden. Nicht zu unterschätzen ist der Aspekt, dass der Desktop bereits "angezählt" ist. Eine Acrobat PDF Reader App steht zur Verfügung und ist ggf. also die bessere Alternative. Genauso sollte man für andere Dateiformate verfahren um den Endanwender nicht vollkommen zu verwirren. Viele Hersteller darunter auch SAP und Adobe haben bereits WinRT Versionen ihrer Software angekündigt. Langfristig wird der Desktop also immer weniger seine Verwendung finden weil immer mehr Anwendung für WinRT zur Verfügung stehen und alte Desktop Versionen ablösen werden.

Nachteilig ist die Verzahnung zahlreicher Microsoft Dienste im Internet mit dem neuen Windows 8 (Suche, News, Position, Werbeeinblendungen). Bereits bei der Installation soll man ein Konto bei Microsoft zur Anmeldung nutzen welches statt der bisherigen Domainanmeldung verwendung findet. Entscheidet man sich für die Nutzung eines herkömmlichen Benutzer­kontos werden zahlreiche Funktionen der neuen Welt deaktiviert.

Verbesserungen im "Legacy" Mode
Der Desktop Mode bietet ein gewohntes Windows 7 mit etlichen Verbesserungen. Er wird bei Bedarf nachgeladen. Der Explorer hat eine Ribbon-Bar verpasst bekommen und die meisten Funktionen wie Taskmanager und Dateioperation sind deutlich komfortabler da sie deutlich mehr Informationen bieten. Hier und da wurden Funktionen entfernt (u.a. Einbinden von Netzlaufwerken in die Bibliotheken um das Problem der fehlerhaften Indexierung für die Suche zu umgehen). Auch der Anteil an mitgelieferten Anwendungen ist erheblich abgespeckt worden, sie werden vornehmlich als Apps mitgeliefert oder müssen vom AppStore aus installiert werden.

Microsoft macht deutlich, dass der Desktop langfristig nur noch eine Option ist und evtl. in späteren Versionen nicht mehr mit installiert wird. Unter der Haube wurden neue Treibermodelle etabliert, etliche API's überarbeitet und das Gro an alten Geräten wird erst nach Download weiterer Treiber aus dem Internet unterstützt (Button "Windows Update" im Geräte­manager).

Zeit­gleich mit der Einführung von Windows 8 nebst Windows 2012 Server hat Microsoft die Lizenzen und Preise überarbeitet und so manche Software gänzlich eingestellt. Als Fallstrick kann sich auch der im BIOS hinterlegte Aktivierungscode für Windows 8 erweisen, denn damit akzeptiert das System nur die Installation der Windows Version die sich auch im Aktivierungs­code wieder­spiegelt. Die Praxis ein Gerät über den Einkauf zu besorgen und mal eben mit einem OS-Image umzurüsten wird damit deutlich erschwert.